Die Antwort der Landesregierung zur HIV- und PrEP-Versorgung in Schleswig-Holstein auf eine Kleine Anfrage von SPD und FDP im Landtag macht deutlich: Die Gesundheitsversorgung von queeren Menschen ist weiterhin unzureichend abgesichert. Zu wenige spezialisierte Ärzt*innen, regionale Versorgungsdefizite und wiederkehrende Lieferengpässe gefährden den nachhaltigen Schutz vor HIV und die Behandlung von Menschen mit HIV.

Lediglich zwei Ärztinnen und Ärzte verfügen im gesamten Bundesland über eine Genehmigung zur HIV-Schwerpunktversorgung. Nur sieben Ärzt*innen dürfen die wichtige HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) verordnen – obwohl PrEP eines der wirksamsten Mittel ist, um Neuinfektionen zu verhindern, insbesondere in queeren Communities.

Der LSVD.sh sieht angesichts der aktuellen Datenlage zur HIV- und PrEP-Versorgung in Schleswig-Holstein dringenden politischen Handlungsbedarf.

Dazu sagt Dennis Kuzel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender LSVD.sh und Ressortleitung Gesundheit, Pflege & Alter:

„Queere Gesundheit ist kein Randthema. Wer PrEP braucht, sollte nicht erst quer durchs Land fahren müssen. Wer mit HIV lebt, hat ein Recht auf wohnortnahe Versorgung ohne Angst und Vorurteile. Schleswig-Holstein muss endlich Verantwortung übernehmen – für alle Menschen, nicht nur für die, die zufällig in der Nähe einer Schwerpunktpraxis leben. Queere Gesundheit muss als Teil einer modernen, solidarischen Gesundheitspolitik verstanden werden. “

Die geschätzten 50 HIV-Neuinfektionen im Jahr 2023 zeigen: Die Landesregierung darf sich nicht auf bisherigen Erfolgen ausruhen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher. Prävention funktioniert nur dann wirksam, wenn sie zugänglich, sichtbar und diskriminierungsfrei ist.

Der LSVD.sh fordert entschlossenes Handeln der Landesregierung:

    1. Flächendeckenden Ausbau der PrEP-Versorgung – niedrigschwellig, wohnortnah und ohne Wartezeiten.
    2. Mehr HIV-Schwerpunktpraxen und qualifizierte Mediziner*innen, besonders in ländlichen Räumen.
    3. Konsequente Maßnahmen gegen Stigma und Diskriminierung im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft.
    4. Sicherstellung der Medikamentenversorgung – Lieferengpässe dürfen Menschen nicht verunsichern oder gefährden.
    5. Gezielte Bildungsprogramme in Schulen, Ausbildung und Community-Strukturen.

Stigma bekämpfen – Testung und Beratung ausbauen

Die bestehenden Initiativen – wie die Zusammenarbeit mit der Aidshilfe SH, die Kampagne „HIV hat keinen Look“ und das mobile Testangebot Checkmobil – sind wichtige Bausteine. Doch die Realität zeigt: Viele queere Menschen scheitern noch immer an Zugangsbarrieren. Scham, Queerfeindlichkeit und Sorgen vor Diskriminierung beeinflussen weiterhin die Inanspruchnahme medizinischer Angebote.


Pressekontakt: Vorstandsvorsitzender Danny Clausen-Holm, 0177 – 363 27 28

Foto (Porträt): Britta Willig – Hier das Bild in voller Auflösung downloaden
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